Nachhaltiges Immobilienmanagement
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Wer zu spät kommt…
Digitale Daten sind die Voraussetzung für nachhaltiges Immobilienmanagement. Eine effektive ESG-Analyse sollte aber auf deren effiziente Beschaffung achten, findet Anke Herrmann, Geschäftsführerin der CalCon Deutschland GmbH.
Gibt es Aspekte, die in der aktuellen Nachhaltigkeitsdiskussion gerne übersehen werden?
Mein Eindruck ist, dass sich derzeit alle auf die gesetzlichen Vorgaben konzentrieren und die anderen Nachhaltigkeitsaspekte auf die Zukunft verschieben. Das ist allerdings nicht im Sinne einer ganzheitlichen Strategie, zumal etwa der Digitalisierungsgrad oder die Flexibilität bei der Ausstattung für die nächste Nutzergeneration hohe Priorität haben. Auch die ökonomische Perspektive, die ja ebenfalls Teil einer Portfoliobetrachtung nach ESG-Kriterien ist, wird oft hinten angestellt. Aber als Eigentümer muss ich es mir auch leisten können, meine Objekte in Richtung Klimaschutz und Nutzerzufriedenheit zu entwickeln.
Was ist also bei einer ganzheitlichen ESG-Analyse für nachhaltiges Immobilienmanagement zu beachten?
Man sollte für alle drei Aspekte, die ESG ausmachen, die richtigen Kriterien zusammenstellen. Erst diese ermöglichen eine zielgerichtete Analyse und die Ableitung geeigneter Strategien, um die Gebäude ökologisch, soziokulturell und ökonomisch nachhaltig zu entwickeln. Besonders wichtig ist es jedoch, Kriterien auszuwählen, für die man die nötigen Daten einigermaßen effizient erheben kann. Es hilft einfach nichts, ein super dezidiertes Scoring-Modell zu entwickeln, wenn man dann unheimlich viel Aufwand bei der Datenbeschaffung hat. Besser ist es auch hier, pragmatisch nach dem Pareto-Prinzip an die Sache heranzugehen.
Wie erstellt man ein solches Scoring-Modell?
Eine Möglichkeit wäre es, sich unseres Referenzmodells zu bedienen. Da wir uns ja schon länger mit der ganzheitlichen Objektanalyse beschäftigen, haben wir aus unserer Erfahrung heraus ein ESG-Modell entwickelt, das auf Daten basiert, die mit vertretbarem Aufwand beschaffbar sind. Es greift nämlich ebenso auf die Ergebnisse der baulichen und energetischen Zustandsbewertung zurück wie auf Energieverbrauchs-, Kosten- und Erlösdaten aus anderen Quellsystemen. Dadurch müssen nur noch einige wenig Daten extra erhoben werden, etwa zum Nutzerumfeld, der Flexibilität der Grundrisse oder dem Digitalisierungsgrad.
Lassen sich dabei auch unternehmensindividuelle Anforderungen umsetzen?
Dem sind keine echten Grenzen gesetzt. Das Referenzmodell ist flexibel genug, unternehmensindividuelle Anforderungen zu berücksichtigen. Beispielsweise lässt sich die Gewichtung zwischen Kriterien und Perspektiven ganz einfach anders setzen, wenn beispielsweise ein Unternehmen, vielleicht aus Imagegründen, die soziokulturellen Aspekte noch stärker betonen möchte, oder ein anderes sehr ambitionierte CO2-Ziele verfolgt, die es bis 2045 oder früher erreichen will. Außerdem unterstützen wir natürlich auch bei der Entwicklung eigener Kriterien, etwa für eine besondere technische Ausstattung.
Wie wird sich der Gebäudesektor in den nächsten Jahren verändern?
Ich hoffe in Richtung eines ökologisch, soziokulturell und ökonomisch nachhaltigen Bestands. Wobei ich glaube, dass sich die verschiedenen Segmenten im Markt sich in Sachen nachhaltiges immobilienmanagement unterscheiden werden. Die öffentliche Hand wird ihre Immobilien wohl mit Schwerpunkt auf dem Klimaschutz sehr stark weiterentwickeln. Das gilt sicher auch für große Wohnungsgesellschaften, die entweder kommunal aufgestellt sind oder klare interne Vorgaben haben. Ich kann mir aber auch vorstellen, dass manche Akteure eine nachhaltige Optimierung nicht so schnell angehen, sondern die nächsten Jahre versuchen werden, wirtschaftlich noch das Beste aus den Objekten herauszuholen. Die müssen wahrscheinlich in zehn Jahren ihre Strategie anpassen – und haben dann womöglich gar keine Chance mehr dazu, weil sie den richtigen Zeitpunkt schlichtweg verpasst haben.
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