ESG-Analyse mit AiBATROS®
Warum ein „super dezidiertes“ Scoring-Modell bei der ESG-Analyse nicht unbedingt zum Ziel führt, und was in Sachen Nachhaltigkeit im Bestand sonst noch wichtig ist, erklärt Geschäftsführerin Anke [...]
ECORE, der ESG Circle of Real Estate, arbeitet an Lösungen für mehr Nachhaltigkeit im Immobiliensektor. Welche Rolle Standards und Netzwerke dabei spielen, erklärt Dr. Manuel Lindauer, der die CalCon Deutschland GmbH bei der Initiative für ESG-Konformität vertritt.
Ziel der Initiative ist es, ESG-Themen möglichst gut in der Immobilienbranche zu verankern. Dazu hat man einen Scoring-Standard entwickelt, mit dem die Nachhaltigkeit von Immobilienportfolios transparent, messbar und vergleichbar wird. Im nächsten Schritt geht es nun darum, einen einheitlichen Prozess für dieses Scoring zu definieren. Also festzulegen, wie Bestandseigner idealerweise an einen Kriterienkatalog gelangen, Daten erheben, Maßnahmen ableiten und diese dann zur Verbesserung des Scorings umsetzen können. Zu diesem Zweck arbeiten Bestandseigner, die sogenannten Asset Partner, mit den Solution Partnern, also Unternehmen, die von Software bis zu Beratungsleistungen verschiedenen Lösungsansätze zur nachhaltigen Immobilienoptimierung anbieten, zusammen.
Momentan ist es für die Asset Partner am wichtigsten, erst einmal ihre Datenlücken zu füllen. Im Laufe des Jahres wollen alle Teilnehmer die notwendigen Daten gesammelt und so strukturiert haben, dass sie wissen, wo sie stehen, um dann entscheiden zu können, was zu tun ist. Dass das Problem der Datenbeschaffung aktuell das drängendste Thema ist, hat mich persönlich ehrlich gesagt ein wenig überrascht. Schließlich wird schon so lange darüber gesprochen, den CO2-Ausstoß von Immobilien zu reduzieren. Aber offenbar fangen die meisten Bestandshalter wirklich erst jetzt, wo es ans Geld geht, an, sich ernsthaft darum zu kümmern.
Es bietet die Möglichkeit, von den Erfahrungen anderer zu profitieren, eben beispielsweise, wenn es darum geht, wie man Daten am einfachsten beschafft und sinnvoll strukturiert. Aus diesem Grund ist auch die Definition von Standards so wichtig. Denn wenn sich jeder selbst Gedanken über solche Dinge machen muss, und somit immer wieder bei null anfängt nachzudenken, dann ist das einfach sehr ineffizient. Auf diese Weise würden wir auch in zehn Jahren nicht wirklich weiter kommen…
Deshalb arbeitet ECORE beispielsweise an Maßnahmensteckbriefen für sämtliche Arten von Objekten, in denen dargestellt wird, welche Maßnahmen je nach Objekttyp sinnvoll sind, was das kostet und welche Einsparung dadurch möglich werden. Ich kann mir als Bestandseigner also ansehen, was für mich in Frage kommt, was ich bei meinen Objekten angehen sollte und entscheiden, wofür ich mein Budget nutze. Außerdem hilft es natürlich zu wissen, welche Unternehmen mich dabei mit ihrer Expertise unterstützen können. Aber auch für uns Solution Partner bietet das Netzwerk die Möglichkeit, noch einiges voneinander zu lernen. Deshalb hoffe ich auch, dass bald endlich persönliche Treffen möglich sein werden, um Wissen und Erfahrungen direkt auszutauschen.
Wir konnten bei der Definition des Kriterienkatalogs natürlich unsere Erfahrung in Sachen Gebäudedaten einbringen. Denn darüber, welche Daten zur Erfassung des Ist-Zustand wichtig sind, welche Daten man für die Maßnahmenumsetzung benötigt und wie man diese effizient beschafft, machen wir uns ja schon lange Gedanken. Für viele Asset Partner war es hingegen überraschend zu hören, dass man wesentliche Informationen zum CO2-Ausstoß durch unser vereinfachtes Verfahren bereits mit relativ überschaubarem Aufwand erheben kann. Außerdem konnten wir bei der Definition der geeigneten Maßnahmen den etwas unterrepräsentierten wohnungswirtschaftlichen Blickwinkel einbringen – die meisten Asset Partner kommen aus dem Bereich der Corporates. So etwa die Idee, bei der Planung von Maßnahmen nicht nur die Gebäudeebene zu fokussieren, sondern auch das Quartier zu berücksichtigen.